Thomas

Thomas

Thomas, Jahrgang 1977, schwul, positiv seit 2014

Mein positives Testergebnis war sicher ein Einschnitt in meinem Leben, aber nicht in dem Sinne, wie ich zunächst befürchtet hatte. Die Sorgen und Ängste, die mir gleich in den ersten Minuten durch den Kopf schossen, haben sich weitgehend als unbegründet erwiesen und die Veränderungen, welche die Diagnose mit sich gebracht hat, möchte ich heute nicht mehr missen.

Eine große Sorge galt sofort meiner Partnerschaft, zumal ich gleich davon ausgehen musste, dass mein Mann sich ebenfalls infiziert hatte, was sich noch am selben Tag per Schnelltest bestätigte. Heute weiß ich, dass uns diese gemeinsame Herausforderung noch enger zusammengeschweißt hat. Gemeinsam haben wir gelernt, mit HIV zu leben, und konnten uns immer über alles von Therapie über Sex bis Outing austauschen. Nicht mit der Diagnose allein zu sein, hat sehr geholfen.

Beunruhigt war ich als Lehrer in der Probezeit anfangs natürlich hinsichtlich meiner beruflichen Situation, was sich aber auch als gänzlich unnötig herausstellte. Mittlerweile kann ich sogar im Kollegium offen über meine Infektion sprechen und kann mir der Unterstützung im Kollegium sicher sein.

Im privaten Umfeld kann ich mich nur an wertschätzende Reaktionen erinnern. Anfangs war ich dabei sehr vorsichtig. Aber nach mehreren positiven Erfahrungen kann ich für mich sagen, dass es guttut, mit Menschen darüber zu sprechen. Und viele Gespräche, die mir besonders angenehm in Erinnerung sind, habe ich mit Menschen geführt, die ich nur aufgrund meiner Infektion kennen gelernt habe.

Dass ich rückblickend den Tag meines positiven HIV-Ergebnisses als Wendepunkt im besten Sinne betrachte, ist natürlich das Ergebnis eines längeren Prozesses. Heute geht es mir so gut, dass die Zeiten der Zweifel und Sorgen nicht mehr so ins Gewicht fallen, und sie sind eben auch ein Teil von mir oder besser noch: ein Teil von uns. Denn den Weg sind mein Mann und ich immer gemeinsam gegangen. Aber vielleicht wäre der Weg ein kürzerer und leichterer gewesen, wenn ich – so wie du jetzt – anfangs auf diese Seite gestoßen wäre und einen Buddy gehabt hätte. Wenn du also jemanden zum Reden brauchst, dann schreib mir einfach! Ich würde mich freuen, wenn ich für dich da sein könnte.

Liebe Grüße

Thomas

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